Für den stärksten Amateurverein im goldenen Dreieck zwischen Baden-Baden, Rastatt und Karlsruhe spielen vier Mannschaften, die Erste in der Oberliga, die Zweite in der Landesliga, die Dritte in der Bereichsklasse und die Vierte in der Kreisklasse 1.

   Schon um 1948 gab es in Kuppenheim einen Schachklub mit 33 Mitgliedern, der aber keinen Bestand hatte. Vor wenigen Monaten nun hat die Schachgemeinschaft Rochade Kuppenheim 1979 e.V. ihr 24jähriges Bestehen gefeiert. Als Reinhard Kühl, Heribert Urban und Klaus Harsch das Kuppenheimer Schach im März 1979 aus dem langem Dornröschenschlaf wieder wachküssten, konnte sich keiner des Trios eine Vorstellung über die sich entwickelnde Eigendynamik machen. Aus der Keimzelle, der Schach-AG der Realschule, an der Rektor Urban wie Lehrer Kühl bis heute wirken, entstand einer der bekanntesten und erfolgreichsten badischen Schachklubs.

   Im Jahre 1984 setzte die Rochade von der Bezirksklasse aus an zum viel bestaunten Wunder an der Murg. 1045 Tage blieb die Mannschaft ungeschlagen und verpasste erst am letzten Spieltag in der Verbandsliga den vierten Aufstieg in Serie, diesmal in die Oberliga. Der Sprung ins badische Oberhaus gelang dafür später. Inzwischen zählen die Denkstrategen aus der Knöpflestadt dort zu den etablierten Teams. In der Saison 1996/97 blieb die Rochade gar ungeschlagen - verpasste aber dennoch mit 15:3 Punkten hauchdünn den Sprung in die Zweite Bundesliga. Neben der damaligen Vizemeisterschaft zählt der badische Pokalsieg 1992 zu den größten Erfolgen. Insgesamt heimsten die Koryphäen der Schachgemeinschaft wohl rund 100 Meisterschaften ein.

   An diesen waren vor allem der erste Vorsitzende Alexander Hatz sowie Hartmut Metz beteiligt. Der Träger des Meistertitels des Weltverbandes FIDE wurde in den vergangenen zehn Jahren dreimal badischer Einzel-Pokalsieger. Überdies trug der bekannte Schach-Journalist Metz mit mehreren Büchern und der Idee zum stets bundesweit im Blickpunkt stehenden Marathon-Blitzturnier zum guten Ruf des Kuppenheimer Schachs bei. Gleiches gilt für die Großmeisterinnen, die bisher für die Rochade ans Brett gingen: die deutsche Nummer eins, Ketino Kachiani-Gersinska, Maia Lomineischwili und Alisa Maric.

   Trotz all der eingeheimsten Pokale und Urkunden legen die Schwarz-Rot-Weißen vor allem ihr Augenmerk auf Geselligkeit (dokumentiert durch die zahllosen Sprüche und Anekdoten). Die Spieler der vier Mannschaften treffen sich jede Woche donnerstags im alten Kindergarten in großer Zahl, nicht nur um selbst auf den 64 Feldern zu spielen, sondern um mit Freunden zu plaudern. Den Zusammenhalt fördern zahlreiche gemeinsame Feste, Kegel- und Skatabende.

   Ende Juni 2006 schließt sich die Caissa Rastatt der Rochade an. Fortan heißt der Verein Schachgemeinschaft Caissa-Rochade Kuppenheim 1979 e.V. Nicht alle Rochade-Mitglieder plädieren dafür, weil sie den Namen nicht ändern wollen, auch wenn es das einzige Zugeständnis an den Landesliga-Absteiger ist. Letztlich kommen zwar nicht so viele Spieler wie erhofft hinzu, mit Markus Merklinger, Klaus Harsch und Dagmar Sprung gehen aber immerhin einige passive Rochade-Mitglieder für Kuppenheim künftig ans Brett. Rund ein Dutzend ehemalige Rastatter bleiben aktiv. Andere wandern vor allem zum SC Rastatt ab. Eine fünfte Mannschaft gibt es deshalb nicht, weil im Vorjahr die Rochade die Vierte mangels Akteuren hatte abmelden müssen. Immerhin spielt die dritte Mannschaft nun erstmals überbezirklich in der Bereichsklasse. In Kuppenheim beerbt der bisherige Caissa-Vorsitzende Merklinger knapp vier Wochen später Alexander Hatz als Vereinsboss. Hatz rückt ins zweite Glied als Stellvertreter. Den Posten hatte er auch schon vorher lange inne.

   Der neue Name ändert nichts an den Erfolgen im badischen Pokal. Sowohl im Halbfinale gegen Bad Mergentheim wie im Endspiel gegen die Karlsruher SF gelingt jeweils ein 2,5:1,5 über die Zweitligisten. Der dritte Pokalsieg nach 1992 und 2005 ist perfekt.

Zwei Besessene überzeugen Kühl
Erfolgsgeschichte der Rochade Kuppenheim begann vor 25 Jahren; Unermüdlicher Motor Urban
von Hartmut Metz, 28. März 2004

6 EUR

15 EUR

25 EUR